Liebe deinen Nächsten?

Eine schräge Geschichte erreichte mich letzte Woche aus den USA und ist ein perfektes Thema für ein «Wort zum Sonntag» – geht es doch um Religion und um Schwule, Lesben und Trans* und deren Schutz vor Diskriminierung.

taufe

Die «Taufe» von Elisabeth Ohlson Wallin in einer Ausstellung zum Thema «Glaube, Liebe, Hoffnung».

Jahrzehntelang haben LGBT-Organisationen in den USA um einen Schutz der Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung und der Geschlechtsidentität gekämpft. Letzte Woche nun die Kehrtwende: Verschiedene LGBT-Gruppen haben die Unterstützung des «Employment-Non-Discrimination Act» zurückgezogen. Sie befürchten, dass sich bei Annahme die Lage von sexuellen Minderheiten verschlechtern könnte. Äh?

Der «Employment-Non-Discrimination Act» sollte eigentlich Schwule, Lesben und Trans* vor Diskriminierung am Arbeitsplatz schützen und hatte im letzten Jahr im Senat erstmals sogar eine Mehrheit erhalten. Doch: Ende Juni hat der Oberste Gerichtshofs der USA die christliche Religion über den Diskriminierungsschutz gestellt. Die Richter hatten knapp entschieden, dass eine Ladenkette den weiblichen Angestellten nicht die volle Krankenversicherung zahlen müsse. Firmen mit christlichen Wurzeln könnten nämlich vom Staat nicht gezwungen werden, «sündhaftes» Verhalten zu unterstützen. Und die Versicherung übernehme doch die Kosten der Verhütungsmittel und verleite somit zur «Sünde» – deshalb sei eine Kürzung der Beiträge an die Krankenversicherung gerechtfertigt …

Mit anderen Worten: Der Schutz vor Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung und der Geschlechtsidentität am Arbeitsplatz wird null und nichtig, wenn sich Arbeitgeber auf den Standpunkt stellen, dass Schwule, Lesben und Trans* «sündige» Menschen seien. Man ersetze beispielsweise das obige Beispiel mit den Verhütungsmitteln durch HIV-Medikamente.

Es schreit zum Himmel!